72% in knapp 30 Stunden. Was für ein Spiel.
Hollow Knight ist eines der bestdesignten Spiele, die ich jemals gespielt habe. Alles, was man an Metroidvanias und an komplexem Leveldesign schätzt, ist vorhanden. Es hat die nahezu perfekte Abstimmung aller Spielelemente und die beste Welt, in der ich je ein Videospiel verbracht habe. Wie es das Spiel schafft, trotz verhältnismäßig weniger Schnellreisepunkte so spielbar zu bleiben bei einer immer größer werdenden Welt, ist erstaunlich. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, das alles an dem Spiel genauestens durchdacht ist und mir niemals etwas anderes gewünscht. Die wenigen Schnellreisepunkte z.B. sind nach meinem Gefühl nicht nur etwas, das "ausgeglichen" werden muss - das Spiel wäre schlechter mit mehr. Das Spiel wäre schlechter, wenn man irgendetwas daran verändern würde. Mir fällt gar nichts ein. Naja, fast nichts. Drei Dinge schon, aber dazu später. Und auch die sind Geschmackssache.
Bei Hollow Knight kommen zwei Stärken zusammen, von denen die meisten Spiele nur in einer glänzen. Perfektes Gameplay und perfektes Leveldesign. Aber auch alle sekundären Dinge glänzen: Der steigende und nicht wie in den meisten aktuellen Spielen abnehmende Schwierigkeitsgrad. Das komplexe, aber nie überfordende Inventarsystem. Die Großartigkeit der Charms, die sich wunderbar kombinieren lassen und zahlreiche Strategien ermöglichen ohne eine klar zu bevorzugen. Sowohl verschiedene Spielertypen lassen sich damit bedienen als auch verschiedene Abschnitte des Spiels. Die Fähigkeiten, die alle (außer der Dream Nail) für sich genommen schon cool sind und so viel mehr als Schlüssel-Schloss-Items schlechter Metroidvanias. Die Kämpfe, die packend, aber nie unfair sind. Das Währungssystem, das Ressourcen immer wertvoll macht, aber den Verlust nicht zu schmerzhaft. Wie man absolut alleine ghelassen wird und sich alle Mechaniken und Dinge selbst erschließen muss, ist fantastisch (mit einer großen Ausnahme, s.u.) Das sukzessive Freischalten der Welt, verbunden nicht nur mit immer neuen Arealen, sondern auch mit ganz anderen Aspekten des Spiels, dargestellt durch NPCs oder besondere Orte. Das dreistufige Kartensystem (keine Karte, rudimentäre Karte, Ergänzung durch den Besuch neuer Gebiete). Die Geheimnisse, die echte sind und Erforschen so sehr belohnen. Die Atmosphäre, die einen vom ersten Moment an gefangen nimmt. Die Gefahr, die von jedem neuen Gebiet ausgeht und sich im Laufe der Zeit langsam in vertrautes Terrain verwandelt. Der Charme der NPCs, die Farbpalette des Spiels, die Musik, es ist alles so unglaublich fantastisch. Wie ein Spiel es schafft so eine komplexe Welt durch Design und markante Orte völlig selbstverständlich ohne Blick auf die Karte erschließbar zu machen, ist sagenhaft.
Ich habe nur Superlative für dieses Spiel. Es gibt nur drei Aspekte, die ein wenig Wasser in den Wein gießen:
1. Ganz selten bin ich umhergeirrt und habe mich etwas verloren, das war leicht frustrierend. Aber sobald ich weiterkam, kompensierte das Spiel das hoch 10. Trotzdem kann es passieren, dass das Spiel einen in den ersten zehn Stunden verliert. Zum Glück bin ich nach einer viermonatigen Pause wieder voll eingestiegen und konnte erstaunlich gut anknüpfen. Haltet durch. Bis zum Schluss. Wobei ich den noch nicht erreicht habe. Von 72 zu 112% ist es noch ein gutes Stück...
2. Das ist wirklich eine Kleinigkeit, aber es hat mich ein bisschen genervt, dass so viele wichtige NPCs so sehr über die Karte verstreut waren. Man muss sie sehr selten besuchen, so dass ich immer etwas überlegen musste, wo der Schmied, die Charmverkäuferin oder der Dreamnailtyp waren. Klarere Symbole auf der Karte oder eben doch ein Sammeln aller Verkäufer in DIrtmouth wären besser gewesen. Wobei die Verteilung schon sehr zur organischen Welt beiträgt.
3. Eine Sache, die mich an Hollow Knight auf dieselbe Art und in gleichem Maße wie bei Bloodborne stört ist die Erzählung der Story. Hier werden mir viele Puristen beider Spiele vehement widersprechen, denn sie finden es toll, dass man sich die Story aus kryptischen Fragmenten zusammenreimen muss, aber wenn ich ein Spiel 30 Stunden lang aufmerksam und gebannt spiele und nicht die leisteste Ahnung davon habe, was da vor sich geht, während das Internet vor lauter Loreanalysen platzt, die hunderte von Seiten Hintergrundstory zusammenschreiben können, dann stört mich das doch sehr. Es ist eine Sache, die Story nicht vorgekaut zu kriegen, aber sie hinter so viel verschwurbelten mehrdeutigen Fetzen zu verstecken, die überall verstreut sind, ist eine andere.
Das Ende war auch ein bisschen abrupt, aber ich denke, dass liegt daran, dass ich mit nur 72% abgeschlossen habe.
Ich kann mich an kein ähnlich perfektes Spiel erinnern, das so viele kluge Entscheidungen trifft, so wenige Fehler macht und so viel Großartiges schafft. Solche Spielerlebnisse sind für Leute, die seit mehr als 25 Jahren Spiele spielen nur noch sehr selten. Es ist auf jeden Fall das ultimative und beste Metroidvania, das ich je gespielt habe und sicherlich eines der besten Spiele, die ich überhaupt gespielt habe.
Nur Superlative. Nur Superlative.